Alle Register hat der TV Großwallstadt am Sonntag in der Untermainhalle Elsenfeld ziehen müssen, um in der 2. Handball-Bundesliga den Aufsteiger HSG Krefeld Niederrhein mit 32:26 (14:15) in die Schranken zu weisen und den ersten Heimsieg der Saison einzufahren. In einem wilden und harten Spiel setzte sich die Mannschaft von Trainer André Lohrbach vor 1389 Zuschauern mit einer Leistungssteigerung in der zweiten Spielhälfte durch und sprang nach dem Erfolg mit einem ausgeglichenen Punktekonto (6:6) auf den 9. Tabellenplatz.
»Leicht in der Favoritenrolle«
Vor der Partie sah Michael Spatz den TVG »leicht in der Favoritenrolle« und die Partie dazu geeignet, eine Weiche zu stellen: »Ich glaube, dass die Spieler nach den letzten beiden Siegen alle in der Saison angekommen sind. Gewinnen wir heute, dann gleichen wir nicht nur unser Punktekonto aus, sondern fahren am Freitag auch mit großem Selbstbewusstsein nach Essen«, wagte Großwallstadts sportlicher Leiter vorsichtig eine Prognose.
Coach Lohrbach begann dieses Mal mit Torhüter Stefan Hanemann und Yessine Meddeb in der Startformation. Auf dem Spielfeld ging es sofort hart zur Sache. Für ein Foul am HSG-Torschützen Jörn Persson musste Sebastian Trost für zwei Minuten auf die Bank. Die Zeitstrafe überstand der TVG gut und konnte durch Axel Skaarnæs und Meddeb zum 2:2 egalisieren. Nach dem 3:3 durch Meddeb musste dann der Torschütze der Blau-Weißen behandelt werden.
Starker Gästekeeper Rüspeler
Prächtig aufgelegt war bei den Gästen Torhüter Finn Rüspeler, der insgesamt 14 Würfe abwehrte und den Grundstein dafür legte, dass sein Team in der ersten Spielhälfte immer wieder vorne lag. Ein Siebenmeter und ein spektakulärer Heber von Maxim Schalles brachten dann die erste TVG-Führung (6:5; 11.). Lohrbachs Team versäumte es in dieser Phase, den Vorsprung zu festigen. Der Rückraum nahm sich zu leichtfertig Würfe, Schalles scheiterte nach Zuspiel von Moritz Klenk beim Kempa aus kurzer Distanz an Rüspeler.
Spätestens nachdem die Krefelder das 10:7 (17.) erzielt hatten, war jedem TVG-Fan in der Halle klar, dass die Einheimischen eine ganz harte Nuss zu knacken hatten. Der TVG schaltete in den Kampfmodus, bremste sich aber durch einige Fehler im Angriff selbst aus. Eine stabilere Phase brachte durch Treffer von Linksaußen Moritz Klenk, Patrick Gempp vom Kreis sowie Meddeb nach Durchbruch dann doch den 11:11-Ausgleich (23.).
In der Abwehr störte Ben Connar Battermann als Vorgezogener einer 5:1-Deckung den HSG-Rückraum. Nach einer Zwei-Tore-Führung der Gäste waren es Florian Eisenträger und Mario Stark, die für den Ausgleich (13:13) sorgten. Das 14:14 erzielte der junge Joel Zimmer. Weil Krefelds Persson in der letzten Spielminute vor dem Halbzeitpfiff aus spitzem Winkel traf und Rüspeler mit seiner zehnten Parade einen direkten Freiwurf abwehrte, musste der TVG mit einem Ein-Tore-Rückstand in die Kabine.
Duo Hannemann/Minerva ein Faktor
Nach Wiederanpfiff netzte Axel Skaarnæs vom Kreis ein, und nach einer Hanemann-Parade traf Finn Wullenweber zum 16:15. Jan-Steffen Minerva parierte den zweiten Siebenmeter und Skaarnæs erzielte auch das 18:16. Als dann der schnelle Moritz Klenk zum 19:16 traf, nahm das Spiel aus TVG-Sicht die gewünschte Richtung. Zumal Hanemann immer mehr zum Rückhalt wurde. Am Ende brachte es der TVG-Keeper auf elf Paraden. Mit ihm im Rücken wurde auch die Abwehr immer stärker. Der TVG zog auf vier Tore davon. Skaarnæs hatte nach Battermann-Anspiel zum 21:17 (39.) getroffen. Doch die hartnäckigen Krefelder ließen sich noch nicht abschütteln und hatten nach dem 22:22 durch Robert Krass wieder alle Möglichkeiten.
Gellendes Pfeifkonzert
In der Schlussphase meldete sich die Halle lautstark zu Wort. Nach mehreren harten Abwehraktionen gegen Battermann musste Gästespieler Krass bei jedem Ballkontakt ein gellendes Pfeifkonzert über sich ergehen lassen. Dann aber erhielt ausgerechnet Battermann die Rote Karte, da er Krass beim Wurf in den Arm gegriffen hatte. Der TVG überstand die Unterzahl mit kämpferischem Einsatz gut und plötzlich lief bei den Wällstern alles wie am Schnürchen. Eisenträger netzte erneut sicher von der Siebenmeterlinie ein, Sebastian Trost setzte den Ball per Sprungwurf flach in die Maschen, Schalles traf per Gegenstoß, Gempp nach feinem Anspiel von Mario Stark vom Kreis und Schalles dann auch noch von Außen. Der TVG führte mit 30:24 (57.) und brachte den Sechs-Tore-Vorsprung mit dem 32:26-Endstand dann auch ins Ziel.
Trainer Lohrbach sagte zu der Partie: „In der ersten Halbzeit haben wir im Angriff gut gespielt. Schwächen beim Torabschluss aber haben ein besseres Halbzeitergebnis verhindert. In der zweiten Hälfte haben wir emotional und kämpferisch ordentlich was draufgelegt. Unsere Abwehrarbeit und ein starker Torhüter gaben dann den Ausschlag für einen unter dem Strich verdienten Sieg. Ich habe kräftig durchgewechselt, so dass wir auch von der Breite unseres Kaders profitieren konnten.“
TV Großwallstadt: Minerva, Hanemann – Meddeb 5, Skaarnæs 5, Schalles 5/1 Eisenträger 5/3, Klenk 3, Gempp 2, Wullenweber 2, Zimmer 2, Trost 1, Stark 1, Horner 1, Redkyn, Battermann. Trainer: Lohrbach
HSG Krefeld Niederrhein: Rüspeler, Durmic – Persson 7, Krass 7, Rose 4, Marquardt 3, Schulz 3/2, Siegler 1, Michalski 1, Klasmann, Schneider, Braun, Jagieniak, Ingenpaß, Mircic. Trainer: Schmetz
Autor: Manfred Weiß